
Die Steirische Kulturinitiative beschäftigt sich 2025 mit sensibler Erinnerungsarbeit, den Zwischennutzungen … und dem Highlight: Ingeborg Strobl.
Das Gedenken an den Völkermord in Srebrenica ist 2025 gewichtiger Part des Programms der Steirischen Kulturinitiative. Die Kooperation von Kulturvermittlung Steiermark, Akademie Graz, Steirische Kulturinitiative, uniT Graz, Literaturzeitschrift manuskripte, Verlag Klingenberg, Wandzeitung ausreißer und dem Pavelhaus ist, 30 Jahre nach Srebrenica, dem Zusammenleben in Frieden und Vielfalt gewidmet. Im Zentrum steht unter anderem das nomadische Gedenkprojekt Što te nema/Warum bist Du nicht hier? der Künstlerin Aida Šehović zum immer noch umstrittenen Gedenken an den Völkermord. Der von der UN 2024 ausgerufene internationale Gedenktag am 11. Juli wird 2025 zum zweiten Mal begangen. Mit einem einführenden Symposium Räume des Mitempfindens starten die Steirische Kulturinitiative und die Akademie Graz am 13. Februar. „Wie wollen und sollen wir heute als Gesellschaft Gedenken und Mahnmale in den öffentlichen Raum und ins öffentliche Gedächtnis bringen, um das Arbeiten am Frieden nicht zu verlieren?“, fragt Nicole Pruckermayr, Geschäftsführerin der Steirischen Kulturinitiative. Anhand des beispielhaften Projekts Što te nema wird gemeinsam mit Cornelia Offergeld (künstlerische Leiterin von KIÖR Wien) über die Chancen und Möglichkeiten von nomadisierender und einbindender Kunst im öffentlichen Raum gesprochen. Am 11. Juni findet dazu von der Steirischen Kulturinitiative organisiert auch ein Filmscreening von Što te nema, sowie eine Diskussion unter anderem mit Wolfgang Petritsch, dem ehemaligen Hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina, statt. Die Kulturvermittlung Steiermark und die Akademie Graz holen das Projekt im Juni auch als Ausstellung nach Graz.
Symposium „Räume des Mitempfindens – Friedensarbeit mit Kunst im öffentlichen Raum“
Do, 13.2., 17–19.30 Uhr, Akademie Graz, Neutorgasse 42, 8010 Graz
Fokus auf Zwischennutzungen
Am 28. März richtet sich der Fokus wieder auf die umfangreichen Möglichkeiten, Leerstände in Form von kulturellen Zwischennutzungen zu bespielen. Das Symposium Die Kultur der Zwischennutzung ermöglicht, sich vor allem über strukturelle Erkenntnisse dazu auszutauschen. „Ökologische und soziokulturelle Komponenten machen Zwischennutzungen attraktiv. Leerstände in der gewachsenen Stadt, aber auch in Stadtentwicklungsgebieten können vielseitig für die Kunst genutzt werden. Experimentier- und Arbeitsräumlichkeiten, Veranstaltungs- und Begegnungsräume, sie alle haben theoretisch Platz. Die praktische Umsetzung ist einerseits eine sehr große Bereicherung für das jeweilige Gebiet, hat aber auch Tücken und nicht immer verlaufen solche Arrangements friktionsfrei“, so Pruckermayr. Hierzu tauschen sich Initiativen, Zwischennutzungsgeber*innen, unterschiedliche Expert*innen und Nutzer*innen aus Bremen, Wien und Graz darüber aus. Dieses Projekt findet auch wieder in Kooperation mit dem Verein Stadtteil Graz Reininghaus statt. Zu den Vortragenden gehören unter anderem eine Person des Netzwerks Zwischennutzung aus Deutschland, Thomas Kerekes von Kreative Räume Wien, Angelika Schmied von Nest Agency Wien, auch Birgit Leinich vom Österreichischen Siedlungswerk oder der Künstler Michael Zinganel, der gemeinsam mit Michael Hieslmaier den Wiener Nordwestbahnhof als Zwischennutzung und Pionierprojekt bespielt.
Symposium „Die Kultur der Zwischennutzung“
Fr, 28.3., 10–18 Uhr
Gruppenausstellung & Medienkunst
Der April steht weiter im Zeichen ökologischer Überlegungen. Die Gruppenausstellung mit dem Titel Waste Art Styria in Kooperation mit dem Verein Stadtteil Graz Reininghaus startet am Donnerstag, 10. April – in einer Zwischennutzung. Die breit angelegte Ausstellung widmet sich innerhalb verschiedener Kunstprojekte und Versuchsanordnungen Dingen, die wir so nicht mehr brauchen und wie wir sie anders nutzen können. Aus im weitesten Sinn Müll entsteht Neues, es wird experimentiert und entwickelt. Die Künstlerin Ina Loitzl setzt sich beispielsweise innerhalb ihrer Arbeit Paradoxon, einem Legetrickfilm – auf der Grundlage von umfassenden Recherchen bei Umweltorganisationen, Supermarktketten, sozialen Institutionen, Energiebetrieben sowie unter Zuhilfenahme von Found-Footage-Material aus Zeitschriften, Internet und Werbematerial –, mit dem gravierenden Fehlverhalten unserer Gesellschaft in Produktions-, Konsum- und Entsorgungsprozessen in der Energie-, Lebensmittel- und Produktindustrie, auseinander. Loitzl arbeitet mit Slapstick-Elementen und schrillen bunten Bildern – ein lautstarkes, aufrüttelndes Plädoyer für eine sozial gerechtere, ökonomischere, weniger von Konsumgier geprägte und umweltfreundlichere Welt. Loitzl ist nicht nur Künstlerin, sondern auch gemeinsam mit Nicole Pruckermayr Kuratorin dieser Ausstellung. Das prinzipielle Konzept dazu konnte Loitzl bereits in Wien innerhalb einer Ausstellung im Künstlerhaus Wien umsetzen.

Foto: Ina Loitzl
Die Medien- und Fotokünstlerin Lisa Hopf entwickelt im Juni eine neue niederschwellige Arbeit in Reininghaus – ebenfalls in einer Zwischennutzung. Die aus Oberösterreich kommende Hopf lebte lange in Offenbach am Main, wo sie auch 2016 ihr Diplomstudium an der Hochschule für Gestaltung absolvierte. In ihren Arbeiten spielen sehr oft Dualismen, soziale Schieflagen, räumliche Mehrdeutigkeiten oder generelle Verortungen des eigenen Körpers im auch geografischen Raum eine Rolle.
Highlight Retrospektive Ingeborg Strobl
Im September stehen die Arbeiten von Ingeborg Strobl im Mittelpunkt. Dazu begibt sich die Kulturinitiative in die Räumlichkeiten der Kunsthalle Graz. „Die aus Schladming stammende Künstlerin arbeitete konzeptionell mit den Medien Grafik, Fotografie, Aquarell und Skulptur. Ihr Werk umfasst neben Collagen, Objektkunst und Künstlerbüchern auch Kunst im öffentlichen Raum. Tiere, Tiere und wieder Tiere hat sie bearbeitet“, so Pruckermayr, die ergänzt: „Ihre unkonventionellen, klaren, widersprüchlichen und herausfordernden Tierdarstellungen zeigen, was das Dasein der Tiere und vor allem auch die Beziehung von Menschen zu ihnen ausmacht. Sie zeigte die Umwelt so, wie sie sich ihr gezeigt hat. Gesellschaftliche Entwicklungen interessierten sie, überall und immer.“ Mit der umfangreichen Würdigungsschau zeigt die Kulturinitiative ein Werk einer der ganz großen österreichisch-steirischen Künstler(innen).

Credit: mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Schenkung Ingeborg Strobl, 2017