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Ort für brennende Themen in der Provinz

Alfred Resch-Diaz, Skulptur Foto: Christian Freydl

Das Steirische Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur verbindet zeitgenössische Kunst mit der Geschichte der steirischen Feuerwehr. Diese ungewöhnliche Mischung vereint Stadt mit Land und Tradition mit Moderne in einem Erfolgskonzept.

Text: Lydia Bißmann

Mit einem einzigartigen Konzept hat sich das Steirische Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur zu einem Fixstern in der steirischen Museumslandschaft entwickelt und erregt damit österreichweit Aufmerksamkeit. Das Museum wurde als eine der ersten Institutionen der Nation mit dem internationalen Museumsgütesiegel ausgezeichnet und erhielt 2009 das CTIF-Gütesiegel. Der Gedanke, zeitgenössische Kunst auch den Besucher*innen eines Feuerwehrmuseums im Schilcherland zugänglich zu machen und damit die Zielgruppe der Gäste zu erweitern, entstand ziemlich bald nach der Eröffnung 1995 im Markushof, einem der ältesten Gebäude des Ortes Groß St. Florian. Ab 1997 gab es dafür einen Galerieraum; für die internationale Schau Rot in der Russischen Kunst 1999, die mit Bildern von Chagall, Malewitsch und Kandinsky 20.000 Besucher*innen anlockte, wurde der ganze untere Bereich des Hauses für Kunstausstellungen adaptiert. „Das für die Kunst lodernde Feuer begegnet der Begeisterung für die Feuerwehr und beides befruchtet sich gegenseitig. Besucher*innen treffen auf Unerwartetes, vielleicht Neues – sie können sowohl in die steirische Kunst wie auch in die Geschichte der steirischen Feuerwehren eintauchen“, fasst Museumsleiterin Anja Weisi-Michelitsch das Konzept zusammen. Ziemlich genau die Hälfte der Gäste kommt inzwischen wegen der Kunst und das auch gerne aus der Stadt, die andere Hälfte gerne in Form von Gruppen und Familien aufgrund der Feuerwehr.

Aktuelle steirische Kunst im Fokus

Zweimal im Jahr kuratiert Anja Weisi-Michelitsch seit 2002 Ausstellungen unterschiedlicher Formate, die zeitgenössische Kunst und die Kultur ferner Länder in die Südweststeiermark bringen. Größere Werkschauen tauchten tiefer in das Leben und die Arbeitsweisen von Vertretern der steirischen Moderne wie Adolf Osterider, Werner Augustiner oder Hannes Schwarz ein. Präsentiert werden aber auch wichtige aktuelle Vertreter*innen der zeitgenössischen Kunst aus der Steiermark oder mit Steiermark-Bezug, wie das aktuell bei der Ausstellung Manches ist Möglich zu Alfred Resch-Diaz der Fall ist. Übermalte Fotografien aus der Reworked-Serie finden sich hier neben flirrenden Schicht- und Streifenbildern, die die Wahrnehmung auf die Probe stellen, oder Draht-Licht-Sound-Objekten, die vom ausgebildeten Elektroniker und Architekten unter anderem aus Kabelabfällen angefertigt wurden. In Dialogausstellungen werden die Arbeiten von Künstler*innen wie Kurt Weber & Gerhard Lojen (2021), Irmgard Schaumberger & Renate Krammer (2019) oder Ingeborg Pock & Erika Lojen (2016) auf der Suche nach Parallelen und Überschneidungen einander gegenübergestellt. Aus der Steiermark hinaus – nach Tibet oder Südchina – entführten kulturelle Themenschauen, die Handwerk, Kunst und kostbare Alltagsgegenstände aus anderen Kulturkreisen zeigen. Im Laufe der Jahre entwickelten sich freundschaftliche und fruchtbare Zusammenarbeiten mit anderen Kunst-Institutionen wie dem Benediktinerstift Admont, dem Werner Berg Museum Bleiburg oder der Schell Collection Graz, die Leihgaben zur Verfügung stellten. Seit Kurzem verfügt das Museum mit der Sammlung Heiderose Hildebrand, einer Schenkung der Kunstsammlerin, über einen eigenen Bestand an Kunstwerken. Darunter befinden sich unter anderem Arbeiten von David Hockney, Hans Bischoffs­hausen, Hartmut Skerbisch, Maria Lassnig, aber auch Angelika Kaufmann oder Catrin Bolt. Aus der Ver- und Bearbeitung dieser Sammlung wurde im 2023 die Ausstellung partizipativ.
linear.gepaart.raumgreifend. bestückt – weitere dieser Art sollen folgen. Mit Live-Musik, Kaffee und Kuchen wird der immer wieder stattfindende KUNSTbrunch begangen, der zu einem gemeinsamen, entspannten Rundgang durch das Museum einlädt.

Alfred Resch-Diaz, o.T., 2008
Foto: Christian Freydl

Moderne Inszenierung der Feuerbekämpfung

Das Obergeschoß des restaurierten, rot bemalten und mit einer drehbaren Feuerwehrleiter bestückten Museums ist der Feuerwehr gewidmet. Eine riesengroße Helmsammlung, blitzende Feuerwehrwagen-Oldtimer und nachgestellte Lösch- oder Rettungs-Szenen in dioramaartigen Arrangements erzählen von der Geschichte, der sozialen Bedeutung und den aktuellen Aufgaben von Feuerwehrmännern und -frauen. Die moderne und übersichtliche Präsentation ist auf Augenhöhe von Kindern ausgerichtet. In der ebenerdigen Garage finden sich blitzende Löschwagen-Oldtimer, Motorräder und historische Spritzenwagen, die noch von Pferden gezogen wurden. Museumsleiterin Katrin ­Knaß-Roßmann, die international auch für die Zertifizierung von Feuerwehrmuseen zuständig ist, fügt der permanenten Ausstellung jährlich Spezialthemen wie „140 Jahre BFV Mürzzuschlag“ (2023) oder „Alarmierung und Kommunikation im Feuerwehrwesen“ (2022) hinzu. Die aktuelle Sonderschau gibt Einblicke in das Einsatzgeschehen der Freiwilligen Feuerwehren Knittelfeld. Für Schulklassen und das junge Publikum werden die gezeigten Themen zugänglich und abwechslungsreich in unterschiedlichste Vermittlungsprogramme verpackt. Es ist sogar möglich, einen Kindergeburtstag in den Räumlichkeiten des Museums zu feiern.              

Oldtimer in der Fahrzeughalle im Erdgeschoß

Steirisches Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur
Bis 27.10.2024, Di–So 10–17 Uhr, letzter Einlass: 16.30 Uhr
Marktstraße 1, 8522 Groß St. Florian, Erreichbar mit der S6 vom Grazer Hauptbahnhof.
Tel. 03464 8820
www.feuerwehrmuseum.at