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Politisch, kritisch, visionär

Kurator Johann Baumgartner holte Fritz Martinz nach Graz

Dem Maler Fritz Martinz, der mit seinem Stil bereits in jungen Jahren als Vorreiter galt, wird in der Hofgalerie eine Ausstellung gewidmet.

„Ein Maler und Grafiker, der sich der krassen Wirklichkeit des eminent physischen Jahrhunderts voll in die Arme wirft – ein Mann, der seinem Instinkt folgt und sich nicht dem Willen des sogenannten Establishments unterwirft“, so Alfred Hrdlicka einst über den großen Maler, Zeichner und Denker Fritz Martinz, dem anlässlich seines 100. Todestages eine Ausstellung in der Grazer Hofgalerie sowie eine Buchpräsentation in der Albertina Wien gewidmet sind. „Das ist nicht nur ein wichtiges Momentum für die Kunst in Wien und der Steiermark, sondern auch ein bedeutender Augenblick für die österreichische Kulturlandschaft“, so ­Johann Baumgartner, Kulturreferent im Steiermarkhof und Kurator der Schau. „Seine Arbeiten und Themen waren immer politisch motiviert und leidenschaftlich. Das Œuvre umfasst über 2.000 Arbeiten, von Ölmalerei über Arbeiten auf Papier bis hin zu Plastiken“, so Baumgartner über den in Bruck an der Mur geborenen und an der Kunstgewerbeschule in Graz ausgebildeten Künstler, der seine Ausdrucksform zwischen Krieg, Liebe und Erotik entwickelt hat.

Bemerkenswert ist Martinz’ Hingabe zum Figuralen, im Zentrum seines Schaffens stehen Fleischlichkeit ebenso wie Kreatürlichkeit

Pionier und Vorreiter

Martinz’ Arbeiten basieren auf Erlebtem und Vergangenem und spiegeln zeitgeschichtliche Verhältnisse wider. „In seinen Werken wird nach dem Sinn des menschlichen Daseins gesucht, entstanden in einer Welt voller Extreme, sich dennoch eines Blickes auf eine gerechtere Welt voller Leidenschaft nicht verwehrend. Nicht das Verbergen, sondern das Herausarbeiten und das Sichtbarmachen, beispielsweise von Krieg oder auch vom Schlachthof, waren ihm dabei ein Anliegen“, erzählt Baumgartner über den bescheidenen Künstler, der die Vermarktung seiner Kunst zeit seines Lebens ablehnte. Mit evidentem Gefühl geht er auf die physische Darstellung von Tier- und Menschenkörpern ein und lässt viel Raum für persönliche Interpretationen. „Kolossales vermitteln seine großen Formate, sie zeigen uns Klarheit und Überfluss im Schöpfungsakt. Die Freiheit wird in seinem Gesamtwerk sichtbar, jedoch sucht man auch hier vergeblich nach einer eindeutigen und endgültigen Antwort, und das ist gut so“, so Baumgartner.    

In den reduzierten Arbeiten mit Bleistift auf Papier kommt es zu einer Verschmelzung von Verblendung, Verführung und Sexualität

Eröffnung durch LH Christopher Drexler am Mi, 24.4., 19.30 Uhr
Zu sehen bis 31. Mai
Hofgalerie im Steiermarkhof
Ekkehard-Hauer-Straße 33, 8052 Graz
www.steiermarkhof.at

Buchpräsentation: 15. Mai, 18:30 Uhr Albertina, Musensaal, 1010 Wien