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Don Juan – Klappe die 2te

Sara Chakarova Foto: Johannes Gellner

Im Hauptabonnement der Kunstuni Graz dreht sich am 20. März im Grazer Stefaniensaal alles um die Liebe: Richard Strauss erzählt vom berühmtesten aller Frauenhelden. Und Peter Eötvös lässt aus rhythmischer Nonsens-Sprache Poesie entstehen. Ein weiteres Beispiel für eine hoch spannende Konzertdramaturgie, die auf der künstlerischen Lehre aufbaut.

Musikstudierende müssen Werke unterschiedlicher Epochen kennenlernen, sie sollen Klassiker erarbeitet haben und zugleich „breit aufgestellt“ sein. So erwächst aus der geforderten Vielfalt ein maximal buntes Programm, das an der KUG durch inhaltliche Klammern und rote dramaturgische Fäden zusammengehalten wird.

Unterschiedliche Perspektiven

Ein solcher roter Faden ist etwa der Don-Juan-Stoff. Er lädt in dieser Saison dazu ein, die künstlerische Auseinandersetzung mit dem berühmtesten Macho der Musikgeschichte aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zu erleben. Schon CANVAS von Nina Šenk, das Siegerinnenstück des Johann-Joseph-­Fux-Opernkompositionswettbewerbs, mit dem das abo@MUMUTH im Herbst 2023 gestartet ist, versteht sich als Auseinandersetzung mit der iberischen Legende. Šenk setzt dabei dem männlichen Blick die Perspektive der betroffenen Frauen entgegen (Achtzig hat berichtet). Die Ouvertüre zu Mozarts in Prag uraufgeführtem Don Giovanni wird im April zu hören sein, interpretiert von Studierenden aus Graz und aus der tschechischen Hauptstadt.

Exemplarische Vielfalt

Am 20. März ist Richard Strauss‘ Don Juan in ein Programm eingebettet, das sich ganz im Sinne der möglichst breit gefächerten Orchesterausbildung geradezu spannungsreich präsentiert: Da ist mit Strauss‘ Don Juan ein Stück des großen symphonischen Repertoires, ergänzt durch Strauss’sche Lieder. Da ist mit Péter Eötvös‘ Speaking Drums – mit Sara Chakarova als studentischer Solistin – fast ganz neue Musik. Und korrespondierend mit dem spanischen Don-Juan-Stoff hat sich Dirigent und KUG-Professor Wolfgang Wengenroth noch für ein Werk des Spaniers Manuel de Falla entschieden. Im Gespräch erläutert Wengenroth, der international als Opern- und Orchesterdirigent wirkt und an der KUG eine Professur für Korrepetition innehat, seine Überlegungen zur Programmgestaltung. Konzertdramaturgie betrachtet er als spannende Herausforderung, denn in der Verengung des Repertoires, der Reduktion auf immer gleiche „Leuchttürme“, sieht er ein Problem – nicht nur der Oper. In der ständigen Wiederholung würden wichtige Werke ausgehöhlt, wirkten sie zunehmend leer. 

Wolfgang Wengenroth
Foto: Nikolaus Karlinský

Gehalt und Inhalt

Als er studierte, überlegt Wengenroth, lebten noch Leute, die Richard Strauss persönlich gekannt hatten. Diese unmittelbare Verbindung zu Schöpfern des heutigen Repertoires ist Vergangenheit. Gleichzeitig verschiebe sich der Fokus in der Rezeption von den Feinheiten der Interpretation auf – möglichst namhafte – Interpret*innen. Dabei ginge es doch um die Musik, nicht die Musiker*innen. Um Gehalt und Inhalt, nicht um Gesichter und Namen. Inhaltlich betrachtet sei Don Juan (oder Don Giovanni) ja fragwürdig. Zumindest auf den ersten Blick. Denn wer genauer hinsehe, könne erkennen, dass der vordergründige Machismo nicht propagiert würde, vielmehr drehe sich alles um Fehlbarkeit, ums Scheitern: „Don Juan geht als tragische Figur vom Platz.“ Und ihm gegenüber stünden – wie stets bei Mozart und Strauss – spannende, starke Frauenfiguren.   

Don Juan
Manuel de Falla: Introducción y Danza aus „La vida breve“
Péter Eötvös: Speaking Drums. Four poems (2012/13)
Richard Strauss: Don Juan op. 20
Richard Strauss: 5 Orchesterlieder

Sopran: Nina Kreča, Marija Ticl
Schlagwerk: Sara Chakarova
Orchester der KUG
Dirigent: Wolfgang Wengenroth

Karten: kug.ac.at/tickets & Abendkasse
Info: 0316 389 1330

Konzert gewidmet der Ernst von ­Siemens Musikstiftung