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Wie wird ein Mensch zum Tyrannen?

Macbeth an der Oper Graz: Näher kann Musiktheater dem Heute kaum sein Foto: Werner Kmetitsch

Macbeth: Mit Verdis visionär-zeitloser Parabel über die Gier nach Macht stellte sich Chefdirigent Vassilis Christopoulos dem Grazer Opernpublikum vor.

Das Drama William Shakespeares, einer der Fixpunkte im Schaffen Giuseppe Verdis, ist eine zeitlose Reflexion über Machtgier, den tödlichen Kampf um Machterhalt und den exzessiven Missbrauch von Herrschergewalt. 1847 in Florenz uraufgeführt und 1865 für eine Aufführung in Paris überarbeitet, spannt die auch in Graz gezeigte Pariser Fassung den Bogen von Verdis Frühwerk zum musikalischen Ausdrucksvermögen des gereiften Komponisten. Die junge Regisseurin Kateryna Sokolova zeigt die Innenschau eines Tyrannen, der in unheilvoller Symbiose mit seiner Frau die eigenen Ängste nährt und sich in einer verhängnisvollen Spirale der Gewalt verliert. Der polnische Bariton Mikołaj Zalasiński in der Titelpartie und der Grazer Publikumsliebling Dshamilja Kaiser mit ihrem Rollendebüt als Lady Macbeth sezieren den blutigen Aufstieg und Fall eines mörderischen Despoten. Shakespeares und Verdis atemloses Psychogramm eines Anti-Helden zeugt von der großen analytischen Klarheit und profunden Menschenkenntnis beider Künstler und bietet gleichzeitig eine Machtkunde auch für das 21. Jahrhundert.  

Vorstellungen bis 17.3.2024
Oper Graz