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„Kultur ist systemrelevant!“

Klubobmann des SPÖ-Landtagsklubs und Kultursprecher der SPÖ Steiermark, Hannes Schwarz Foto: Peter Drechsler

Mit der Ansage „Kultur ist systemrelevant!“ wurde von der SPÖ Steiermark im Jahr 2021 die Initiative „Kultur mit allen“ ins Leben gerufen. „Achtzig“ sprach mit Mitinitiator und Kultursprecher der SPÖ Steiermark Hannes Schwarz.

Welche Ziele verfolgt die Initiative „Kultur mit allen“? Warum sind Kunst & Kultur für unsere Gesellschaft so dermaßen wichtig?

Der Zugang zu Kunst und Kultur ist gewissermaßen ein Menschenrecht. Als Sozialdemokrat*innen ist es unser Ansatz, Kultur wirklich allen Menschen zugänglich zu machen, unabhängig von der Größe der Geldbörse, der Herkunft, dem kulturellen Hintergrund, usw. „Kultur mit allen“ ist eine groß angelegte Themeninitiative der SPÖ Graz, die es sich zum Ziel gesetzt hat, auf kultureller Ebene alle zu verbinden. Dem Initiator Michael Nemeth und seinem Team ist es gelungen, in kürzester Zeit wirklich hochkarätige Veranstaltungen auf die Beine zu stellen und so der breiten Öffentlichkeit ein kulturell großartiges Angebot zu bieten. Ein sehr schönes und wichtiges Projekt, wie ich finde.

Was wurde in den letzten Jahren bereits alles erreicht?

Neben unzähligen Events, wobei die Bandbreite von echter steirischer Volksmusik über die Musik der Roaring 20ies bis hin zu Pop und auch klassischer Musik reichte, findet auch ein enorm wichtiger Diskurs statt. Ich persönlich war sehr beeindruckt, dass es dem Team gelungen ist, so namhafte Künstler*innen wie beispielsweise Nikolaus Habjan für diese Initiative gewinnen zu können. In den letzten Jahren haben Sie als Kultursprecher der SPÖ Steiermark gezielt den Austausch mit Kulturschaffenden in den Regionen gesucht.

Warum ist Kunst & Kulturarbeit am Land so besonders wertvoll?

Als uns die Pandemie fest im Griff hatte, waren die Auswirkungen besonders im Kunst- und Kulturbereich massiv. Gemeinsam mit meinem Team habe ich als Kultursprecher damals das Format „Clubgespräche“ entwickelt, mit dem Ziel, in die steirischen Regionen zu fahren und mir anzuhören, was die Politik tun kann, um Abhilfe zu schaffen. Ich war tief beeindruckt, welch reges kulturelles Leben in der gesamten Steiermark vorhanden ist und wie viele Kulturarbeiter*innen tagtäglich aktiv und engagiert sind – ob ehrenamtlich, Teil- oder Vollzeit. Die Arbeit in dem Bereich ist einfach eine Art Berufung für alle, und das spürt man. Das kulturelle Angebot ist oftmals auch ein Kriterium für die Wahl des Wohnorts, deshalb finde ich es unglaublich wichtig, dass gerade auch am Land Kultur geboten wird. Es gibt in der Steiermark zum Glück unzählige Beispiele, wo Kunst & Kulturarbeit am Land gut funktionieren.

Mit welchen Herausforderungen und Problemen ist die Kulturszene abseits urbaner Strukturen konfrontiert?

Ich habe unglaublichen Respekt vor den Leistungen der Kulturschaffenden und Kulturarbeiter*innen am Land. Mein direkter Austausch mit einigen von ihnen im Rahmen der Clubgespräche hat mir verdeutlicht, vor welchen Herausforderungen gerade jene in ländlichen Regionen stehen. Das reicht von der Gestaltung des Angebots bzw. des Programms über die Erreichbarkeit von Veranstaltungen bis hin zur Einbindung und Akzeptanz der Bewohner*innen, die bei neuartigen oder unkonventionellen Projekten manchmal etwas Überzeugung brauchen. Am Ende sind die Erfolge aber immer eine gemeinsame Anstrengung und davon gibt es glücklicherweise viele schöne Beispiele.

Was würde es aus Ihrer Sicht brauchen, um das Kulturschaffen im ländlichen Raum noch gezielter zu unterstützen, als es das Land Steiermark bereits tut?

Gezielte Förderungen sind essenziell für eine blühende Kulturlandschaft. Künstler*innen am Land sind oftmals weniger präsent, aufgrund der beschränkten Sichtbarkeit und auch des kleineren Publikums im Vergleich zu jenen in der Stadt. Die Frage der Finanzierung ist deshalb oftmals noch dringender, als es in Städten der Fall ist. Dafür lassen sich oftmals auch mit geringeren Budgets bereits große Dinge bewirken. Was sich aber alle, egal, ob aus dem urbanen oder ländlichen Bereich wünschen, ist ein verstärkter Austausch einerseits innerhalb der Szene, aber auch mit politischen Entscheidungsträger*innen. Die Vernetzung ist das Um und Auf. Daraus können neue Projekte entstehen oder bestehende Programme über die regionalen Grenzen hinauswandern.

Um die Steiermark als Kulturland weiterzuentwickeln, arbeitet das Kulturressort des Landes Steiermark gemeinsam mit der heimischen Kulturszene an der „Kulturstrategie 2030“. Wo sehen Sie kulturpolitisches Potenzial, um das Land Steiermark für Kulturschaffende noch fruchtbarer werden zu lassen?

Die steirische Kulturstrategie 2030 widmet sich meiner Ansicht nach den genau richtigen Fragen. Sei es hinsichtlich Fair-Pay-Konzepten – ein ganz wichtiges Thema für uns Sozialdemokrat*innen! –, einer abgestimmten Festivallandschaft,  Kooperationsmöglichkeiten und Schwerpunktsetzungen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn Kunst und Kulturschaffenden öffentlicher Raum zur Verfügung gestellt wird. Ich denke dabei an leerstehende Gebäude, die einer anderen Nutzung zugeführt werden könnten. Quasi eine Art Mini-Bauhaus. Das würde auch ein vielseitigeres Publikum ansprechen, das vielleicht nicht regelmäßig die klassischen Bühnen oder Theater besucht.

Die aktuelle Rekordinflation nagt auch an den Kulturbudgets. In der Stadt Graz gab es unter Bürgermeisterin Elke Kahr hitzige Diskussionen darüber, vereinbarte Inflationsanpassungen einzuhalten. Die neue Chefin der SPÖ-Graz, Doris Kampus, aktuell noch Landesrätin für Soziales, hat die Herangehensweise scharf kritisiert. Sind Kunst und Kultur für die Grazer Stadtregierung nicht systemrelevant genug?

Ich schließe mich den Worten von Doris Kampus an und würde es sehr begrüßen, wenn eine zufriedenstellende Lösung für die Kulturszene gefunden wird. Denn ein lebenswertes Leben ist meiner Meinung nach nur mit Kunst und Kultur möglich. Das sollte die Bürgermeisterin nicht außer Acht lassen, gerade in einer so kulturell reichen Stadt wie unserer Landeshauptstadt. Bei der herrschenden Rekord­inflation darf auf die Kunst und Kultur nicht vergessen werden, denn Kunst- und Kulturschaffende werden in einem ungleich größeren Ausmaß von der Inflation getroffen, weshalb sie Unterstützung der Politik bekommen müssen. Eine Inflationsanpassung ist Pflicht.