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Ein gezielter Blick auf das Allzumenschliche

In „Shortcuts 22“ verarbeitet der Grazer Autor Martin G. Wanko mit subtilem Humor die teils absurden Auswirkungen der Pandemie auf die Gesellschaft. Publikum und Presse feiern das Stück im Theater im Keller gleichermaßen.

Text: Wolfgang Pauker

„Funktioniert ein Theaterstück über das Coronavirus in einer Zeit, in der die Publikumsränge wieder uneingeschränkt besetzt werden dürfen und in der sich die Kulturanbieter mit Teuerung, Energiekosten und Auslastung beschäftigen und nicht mehr mit strenger Besucherregistrierung sowie Impfnachweiskontrollen? Es funktioniert!“, so die Vorarlberger Nachrichten über das Stück, das im Theater im Keller gerade Presse wie Publikum gleichermaßen begeistert. Martin G. Wanko macht darin das allseits bekannte Virus zum Hauptdarsteller, das das Leben der weiteren Protagonisten maßgeblich beeinflusst.

Alfred Haidacher, der das Stück auch inszeniert hat, mit Alissa Totz

Der Titel Shortcuts 22 erinnert dabei nicht zufällig an Robert Altmans berühmten Film, in dem sich eine Lebenswelt aus vielen unterschiedlichen Kurz- und Kürzestgeschichten, die der Film aneinanderreiht, zusammensetzt. „Am Theater verläuft so ein Ablauf natürlich gemächlicher. Wie es überhaupt eine Stärke des Theaters gegenüber dem Film sein kann, dem Publikum Zeit zur Verfolgung des unmittelbar vor ihm dargestellten Geschehens zu geben“, so Alfred Haidacher, Leiter des Theaters im Keller, der in dem Stück sowohl Regie führt als auch in eine Rolle schlüpft.

Autor Martin G. Wanko reiht in seinem Stück einzelne Episoden aneinander, die er auf Basis von erlebten oder aufgeschnappten Situationen humorvoll verpackt

Unzulänglichkeiten und Bosheiten

Schlaglichtartig verfolgt Wanko die Begegnungen seiner Protagonisten, zeigt eine rachsüchtige Betrogene oder einen lüsternen Pizzaboten ebenso wie eine Denunziantin und einen Sektengründer. Sie alle verbindet das Virus als Triebfeder ihrer Handlungen. „Was dem Werk Charakter verleiht, ist die durchdringende Tatsache, dass Wanko seine Figuren auch in ihrer Naivität, in ihrem Empfinden von Einsamkeit, in der Enttäuschung, die Beziehungen mit sich bringen, ernst nimmt. Er hat genau hingehört, er fühlt mit und er wertet nicht“, so die Vorarlberger Nachrichten in ihrer Kritik. Auch Ute Baumhackl resümiert durchwegs positiv in ihrer Rezension für die Kleine Zeitung: „Bei dieser Chronik der laufenden Ereignisse wechseln einander das Banale und Pointierte hochfrequent ab; kommen Schon-wieder-fast Vergessenes (3G-Check) und Verdrängtes (Maske-am-Kinn-Träger) zum Vorschein. Am Ende gibt’s statt Verbeugung eine Einladung zum Umtrunk auf offener Bühne. Motto: Wir müssen wieder aufeinander zugehen.“    

Weitere Termine: 11., 12., 13., 14., 18., 19., 20., 21.1.2023, jeweils 20 Uhr

Theater im Keller
Münzgrabenstraße 35, 8010 Graz

www.tik-graz.at