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Zu Besuch im digitalen Höhlengleichnis

Foto: J.J. Kucek

Die Ausstellung „Animal Spirits“ von Hito Steyerl im Kunsthaus beschäftigt sich unter anderem mit der Suche nach der Wahrheit in Bildern.

Text: Lydia Bißmann

Mit der Installation Animal Spirits verwandelt die deutsche Dokumentarfilmerin und Medienkünstlerin Hito Steyerl den Space01 in eine Art Höhle. Hier wachsen unter Kunstlicht echte Pflanzen, die gemeinsam mit den Bewegungen der Besucher*innen, an die Wand projizierte Malereien von Tierwesen zum Tanzen bringen. Die Ausstellung ist eine Weiterentwicklung der Arbeit Cave, die für das MMCA in Seoul 2022 geschaffen wurde. Der Begriff „Animal Spirits“ stammt vom britischen Ökonomen John Maynard Keynes, der damit 1936 den Einfluss irrationaler menschlicher Gefühle auf den Markt beschrieb. In der Installation geht es um Kapitalismuskritik, das gemeinschaftliche Zusammenleben im Informationszeitalter und die Frage, wie mit dem Wahrheitsgehalt von Bildern aktuell umgegangen wird. Die Künstlerin verwandelt Kasimir Malewitschs Schwarzes Quadrat in ein Solarpaneel, welches das digitale Höhlengleichnis Platons, an das die flackernden Bilder an den Wänden erinnern lassen, mit Strom versorgt. Im Sog pulsierender Bilder, digitaler Rhythmen und Klänge lässt Steyerl das Publikum über Beziehungen zwischen technologischer Struktur, biologischem Leben und machterhaltenden Systemen spekulieren. Die Ausstellung, die von Katrin Bucher Trantow kuratiert wurde, läuft im Rahmenprogramm von steirischer herbst‘22 und ist noch bis zum 8. Jänner zu sehen.            

Hito Steyerl. Animal Spirits
Zu sehen bis 8.1.2023
13.10. (17 Uhr): Kuratorinnengespräch mit Katrin Bucher Trantow
Kunsthaus Graz, Lendkai 1, 8020 Graz
www.kunsthausgraz.at