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Liebe zum Menschen

Axl Leskoschek, „Das Kalb auf der Fazenda“, 1947, Foto: UMJ/N. Lackner

200 Jahre brasilianischer Staat sind Anlass einer Schau in der Neuen Galerie Graz des Künstlers Axl Leskoschek.

Text: Lydia Bißmann

Axl Leskoschek wurde 1889 in Graz geboren und zählte zu den bedeutenden Vertretern der heimischen Avantgarde der Zwischenkriegszeit. Die von Peter Peer kuratierte Ausstellung mit Schwerpunkt auf die im Exil entstandenen Arbeiten gibt Einblick in das vielfältige Werk und bewegte Leben des Künstlers. Als Antifaschist bekämpfte er den Ständestaat, was zu mehreren Haftaufenthalten führte. Selbst die Schweiz musste er aufgrund der Widerstandsaktivitäten verlassen. In Brasilien angekommen, fand Leskoschek ein Land vor, dessen Kunst – eine Mischung aus Futurismus, Dada, indigenen Mythen und zeitgenössischer Volkskultur – im Aufbruch begriffen war. Hier malte er die arbeitende Bevölkerung, illustrierte Bücher von Dostojewski, unterrichtete und durfte in Rio de Janeiro ausstellen. Ab 1948 wurde er im Österreich des Kalten Krieges als Heimkehrer, Kommunist und Individualist aber bis in die 70er-Jahre ignoriert. Den einen war er zu sowjetrealistisch, den anderen zu bürgerlich verspielt. Leskoschek liebte die Menschen aber zu sehr, um zugunsten von Abstraktion auf figurale Darstellungen zu verzichten. Erst 1974 rückte er mit einer Albertina-Schau zwei Jahre vor seinem Tod wieder in den Fokus der Kunstöffentlichkeit.            

Axl Leskoschek. Brasilien

Neue Galerie Graz
Joanneumsviertel, 8010 Graz
Bis 28.8.2022.; Di–So, Feiertag 10–18 Uhr