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Der Horror der Häuslichkeit

Monica Bonvicini Foto: J.J. Kucek

Das traute Eigenheim ist Sehnsuchtsort und Wunschtraum, kann aber auch anders. Monica Bonvicini hinterfragt im Kunsthaus Graz dieses trügerische Idyll.

Text: Lydia Bißmann

Nicht alle, die sich ein Zuhause teilen, tun das unbedingt freiwillig und vertragen sich bestens. Das spiegelt auch der Titel der Ausstellung I Don‘t Like You Very Much von Monica Bonvicini im Kunsthaus wieder. Seit Anfang der 1990er-Jahre setzt sich die in Venedig geborene Künstlerin in ihren Arbeiten mit dem Zusammenspiel von Geschlechterverhältnissen, Machtverteilung und Architektur auseinander. Herzstück der Ausstellung I Don‘t Like You Very Much ist ein Hausskelett aus Holz. Der Name der Installation As Walls Keep Shifting ist eine Anlehnung an den postmodernen Roman The House of Leaves von Mark Z. Danielewski, in dem sich ein romantisches Haus am Land als Horror-Home entpuppt. In und um das Hausgerüst sind weitere Arbeiten Bonvicinis arrangiert. Neben Collagen von Pin-up Girls, die einen jährlichen Kundenkalender eines deutschen Werkzeugherstellers bevölkern, LED-Objekten aus Ledergürteln oder einer zur Partizipation einladenden Handschellen-Installation auf der Needle gibt es hier auch einen faszinierenden Fototeppich, der aus Bildern der am Boden liegenden Hosen der Künstlerin besteht. Ein rotes Neonschloss mit der Aufschrift „Love Never Win“ kann nicht nur als ironischer Kommentar auf die Rechtschreibung, sondern auch auf den Brauch der Liebesschlösser auf Brückengeländern gelesen werden. Grotesk und unwirklich wirken die Bilder der Fotoserie Italian Homes, die 40 Zweifamilienhäuser zeigen, die durch die individuelle Gestaltung ihrer Bewohner*innen streng in zwei Hälften geteilt werden.  

Monica Bonvicini: I Don’t Like You Very Much
Kuratiert von Barbara Steiner und Katia Huemer
bis 21.8.2022
Kunsthaus Graz, Space 01, Lendkai 1, 8020 Graz
www.kunsthausgraz.at