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„Fast besser als das filmische Original“

Es kommt zu Saufgelagen, Übernachtungen in fremden Betten und dem Verleihen von Katzenschals Foto: Max Wegscheidler

Sabine Lorenz bearbeitete für das Theater im Keller den Kultfilm „Kitchen Stories“, eine subtile Abhandlung vom Wert der Freundschaft, und die Presse ist begeistert.

Text: Wolfgang Pauker

Stolpersteine auf dem schmalen Grat zwischen Beruflichem und Privatem pflastern den Küchenboden der aktuellen Produktion „Der Beobachter“ im Theater im Keller. Dem Stück zugrunde liegt der Kultfilm Salmer fra kjøkkenet („Psalmen aus der Küche“) des norwegischen Regisseurs Bent Hamer, der in der englischen Übersetzung als Kitchen Stories 2003 zu einem Welterfolg wurde. Für das TiK hat sich Sabine Lorenz, hauptberuflich Schauspielerin und derzeit z. B. in der ARD-Serie Die Kuhflüsterin zu sehen, des Stoffes angenommen und erzählt im Stile einer Dramedy von einer unmöglichen Freundschaft.

Saufgelage und Katzenschals

Die Handlung spielt im Schweden der 1950er Jahre, wo die Technik in die Küchen der privaten Haushalte Einzug halten soll. Um den hierfür nötigen Werbefeldzug vorzubereiten, werden Studien zum Verhalten von Hausfrauen und männlichen Junggesellen vorgenommen – im als bäuerlich und rückständig angesehenen Norwegen, wo der kauzige Isak wohnt, den Folke beobachten soll. Doch Folke gerät bei der Observation seines „Objekts“ zusehends ins Stolpern und trotz Kontaktverbots entwickelt sich so etwas wie eine Freundschaft. Vor den Augen des sich ausgeschlossen fühlenden Nachbarn Grant.

Von der Presse gefeiert

Sabine Lorenz

Das Stück glänzt mit pointierten Dialogen, hochamüsant in Szene gesetzt von Regisseur Alfred Haidacher und wurde nach der Premiere Anfang April von der Presse gelobt. So schrieb etwa die „Kleine Zeitung“: „In der Bühnenfassung auf vier Personen reduziert, funktioniert Der Beobachter als zwischenmenschliches Kammerspiel mit zeitlosem Anspruch zwischen Komödie und Tragödie“, Hauptdarsteller Bernd Sracnik nennt die Rezension „fast besser als das filmische Original“. Ins selbe Horn bläst die „Kronen Zeitung“: „Slapstick-Humor und wortkarge Dialoge … sichtlich Spaß am Spiel haben Alfred Haidacher, Bernd Sracnik, Gerd Alois Wildbacher und Leo Weingerl.“

Ausblick auf den Mai

Als nächstes Stück wird im Mai Lilly Jäckls Sandwesten oder: The Great New Normal auf die Bühne gebracht. Jäckl arbeitet darin Vereinsamung/Vereinzelung und Rückzugsthematiken auf, die nicht zuletzt durch Covid und die damit verbundenen Maßnahmen zu überborden begonnen haben. Eine Mischung aus permanenter Unruhe, Unsicherheit, Angst und Zerstreuung geht einher mit Abschottung, einem Festsitzen in sich selbst, der eigenen Wohnung, der eigenen kleinen Welt. Und was sind Sandwesten und wozu dienen sie? Dazu mehr in der nächsten Ausgabe.   

Hauptdarsteller Bernd Sracnik
Foto: Max Wegscheidler

Der Beobachter
Vorstellungen: 20., 21., 22., 23., 27., 28., 29. April, jeweils 20 Uhr
Theater im Keller
Münzgrabenstraße 35, 8010 Graz

www.tik-graz.at