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Künstlerische Innovation als roter Faden

Angelika Luz Foto: Wenzel

Mit dem jegliche Grenzen sprengenden Ariadne-Projekt „Terullala: Der Kopf der Ariadne!“ lässt die Kunstuniversität Graz am 10. März im MUMUTH aufhorchen. Das „Spektakel in 8 Bildern“ vereint Mythologie und Moderne, Alte und Neue Musik, Zauberkunst, fünf Badewannen und einen erdolchter Stier.

Text: Heimo Götz

Neue Töne, ungehörte Klangwelten: Ausflüge in die Zukunft der Musik gehören seit jeher zu den ganz besonderen Momenten, mit denen die Kunstuniversität Graz das kulturelle Geschehen der Region bereichert. Nicht nur die Komponisten und Komponistinnen der KUG genießen Weltruhm. Auch im Bereich der Interpretation neuer und neuester Musik werden in Graz internationale Maßstäbe gesetzt. Dieser Fokus bildet sich auch in der universitären Lehre ab. Ein außergewöhnliches, ja in dieser Form einzigartiges Studium an der KUG ist Performance Practice in Contemporary Music (kurz: PPCM). Wie der Name schon sagt, geht es dabei um informierte Aufführungspraxis für zeitgenössische Musik. Die entsprechende Professur bekleidet das Klangforum Wien – eines der weltweit führenden Ensembles für neue Musik – als Kollektiv. Seit 2019 wird auch das Studium PPCM vocal aufgebaut. Dabei geht es um neue Wege des Singens. Abseits von Mozart- und Wagner-Arien sucht und zeigt dieses Studium Zugänge zu Stimmkunst und vokalem Ausdruck, die die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik ins Zentrum stellen.

Zusätzlich zu zahlreichen Kooperations- und Vernetzungsangeboten bietet die KUG ihren Studierenden hier regelmäßige Auftrittsmöglichkeiten bei Uraufführungen von Musiktheaterproduktionen sowie interdisziplinäre Projekte, die durchaus auch einmal alle Genre- und anderen Grenzen sprengen – siehe das aktuelle Ariadne-Projekt, bei dem neue Klänge auf uralte Kompositionen treffen, um den Ariadne-Mythos in einer bildstarken Inszenierung aufleben zu lassen.

Koryphäen der zeitgenössischen Vokalkunst in Graz

Zuständig für PPCM vocal ist der deutsche Lied- und Opernsänger Holger Falk: „Die Gesangstradition an Musikhochschulen hört oft schon mit Hugo Wolf auf. Wir werden den besonderen Stellenwert, den die zeitgenössische Musik an der Kunstuniversität Graz genießt nun auf die Vokalmusik ausweiten“, so Falk nach seiner Berufung. Selbst brachte der Bariton bereits zahlreiche Werke zur Uraufführung, mehrere neue Partien wurden speziell für ihn komponiert: So sang er die Uraufführungen Der Goldene Drache von Peter Eötvös an der Oper Frankfurt und bei den Bregenzer Festspielen sowie Ein Brief von Manfred Trojahn an der Oper Bonn. Für seine überragenden Interpretationen der Partien der Kassandra in Iannis Xenakis Oresteia (2017), des Johannes in G. F. Haas’ Morgen und Abend (2017) sowie des Lord Byron in Michael Wertmüllers Uraufführung Diodati. Unendlich (2019) wurde er vom Magazin Opernwelt bereits dreimal für den Sänger des Jahres nominiert.

Als Gastprofessorin steht ihm Angelika Luz zur Seite, die Erfahrung aus Stuttgart einbringt, wo sie als Professorin an der dortigen Hochschule für Musik einen Master-Studiengang Neue Musik/Gesang betreut, seit 2011 leitet sie zudem das Studio für Stimmkunst und Neues Musiktheater. Wie ihr Kollege in Graz kann sie auf eine ebenso einschlägige wie eindrucksvolle Karriere verweisen. Als Solistin arbeitet Angelika Luz u.  a. mit dem Ensemble Modern, ensemble recherche und Klangforum Wien. Als Dramaturgin und Regisseurin hat sie über 40 Produktionen erarbeitet. Diese reichen vom Genre der klassischen Oper bis zu freien szenischen Arbeiten zeitgenössischer Kunst: Inszenierungen, die Musik, Stimme, Szene, Licht, Sprache, Multimedia, Tanz, Düfte oder Figurenspiel in Verbindung setzen.

Holger Falk
Foto: Johannes Gellner

Sein Antrittskonzert gab Holger Falk im vergangenen Studienjahr mit PPCM-Studierenden pandemiebedingt als Livestream-Event. Gemeinsam stellen sich Luz und Falk nun – neuerlich in Kooperation mit PPCM instrumental – im Rahmen des Projekts Terullala: Der Kopf der Ariadne! vor.

Ein Ariadnefaden durch die Jahrhunderte

Tausende von Jahren alt ist die Geschichte, in der Ariadne ihrem Geliebten Theseus einen Knäuel roten Fadens mit auf den Weg gibt, damit er aus dem Labyrinth wieder herausfinde, in dem der verwunschene Stiermensch Minotaurus gefangen ist. Es ist eine Geschichte, die nicht nur von Liebe, List und Glück erzählt, sondern auch von Verrat und Enttäuschung.

So aufregend und spannungsreich wie der antike Stoff präsentiert sich die Musik dieses Abends, die sich entlang eines roten Fadens von der Renaissance bis zur Gegenwart und vom Drama bis zum Varieté bewegt. Zu hören sind Werke von John Cage, Marios Joannou Elia, Georg Friedrich Händel, Jan Kopp, Claudio Monteverdi, Isabel Mundry, Younghi Pagh-Paan, R. Murray Schafer, Charlotte Seither, Gerhard Stäbler und Christian Utz. Als „Spektakel in 8 Bildern“ werden diese Klangwelten nach einer Konzeption von Angelika Luz mit Zauberkunst, fünf Badewannen und einem erdolchten Stier konfrontiert.   

Terullala: Der Kopf der Ariadne!

10.3.2022, 18 Uhr
Danach: Living-Room

Werke von John Cage, Marios Joannou Elia, Georg Friedrich Händel, Jan Kopp, Claudio Monteverdi, Isabel Mundry, Younghi Pagh-Paan, R. Murray Schafer, Charlotte Seither, Gerhard Stäbler und Christian Utz

Ausführende: PPCM-Gesangs- und -Instrumental-Studierende
Organisation, musikalische Leitung und Einstudierung: Angelika Luz, Holger Falk, Dimitrios Polisoidis, Anna Sushon
Konzeption und Inszenierung: Angelika Luz
Szenische Einrichtung für das MUMUTH: Ingo Kerkhof

Karten: Zentralkartenbüro, Abendkasse