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Kulturelle Kollaborationen

Das ORF-musikprotokoll im MUMUTH Foto: Wenzel

Im Herbst startet die Kunstuniversität Graz als Veranstalterin wieder in eine prall gefüllte Saison. Neben den eigenen Abonnements sind es vor allem zahlreiche Kooperationen, mit denen die KUG ihre zentrale Rolle in der Grazer Kulturlandschaft unterstreicht.

Text: Heimo Götz

Ein Auftritt in der Oper, im Schauspielhaus oder im Musikvereinsprogramm, ein Beitrag zum steirischen herbst oder zu ARSONORE – bei Engagements dieser Art sammeln Studierende der KUG wertvolle Erfahrungen im Praxisbetrieb und in der Zusammenarbeit mit erfahrenen renommierten Kollegen. Zugleich wird aber sichtbar, dass die Kunstuniversität Graz die regionale Szene nachhaltig prägt. Kaum ein etablierter „Player“ vor Ort hat mit der KUG nichts zu tun – sei es auf Basis offizieller Kooperationen oder einfach durch inhaltliche und personelle Vernetzung. Als pulsierende Lebensader der Musik und der darstellenden Kunst führt die KUG mitten durch die kulturelle Landschaft von Graz und der Steiermark. Wenn im Herbst also wieder alle Häuser ihre Pforten öffnen, ist die KUG nicht nur mit ihren eigenen Programmen, sondern auch mit spannenden Kooperationsbeiträgen mit an Bord. In der Oper Graz werden im Rahmen einer langjährigen Kooperation „Opern der Zukunft“ produziert, im ORPHEUM wird regelmäßig ein KUG Jazzclub@Orpheum eingerichtet und das Festival ARSONORE bringt von 8. bis 12. September unter Beteiligung zahlreicher KUG-Studierender (und Absolventen) aufregende Musik in die Oper und ins Schloss Eggenberg. Andere Projekte machen den Saisonstart für große Häuser:

Eröffnung Haus drei im Schauspielhaus Graz

Once upon Tomorrow ist der Titel der „Geschichten über das Klima und einen Global Green New Deal“, mit der das Schauspielhaus Graz am 29. September sein Haus drei eröffnet. Auf der Bühne: Schauspiel-Studierende des 3. Jahrgangs an der KUG. Als Teil von CLIMATE CHANGE THEATRE ACTION beackert die Produktion – wie schon der Titel verspricht – ein Zukunftsthema: Der Green New Deal fordert eine ökologische Wende ohne Kompromisse. Um sich diese Wende vorstellen zu können, hat die kanadische „Climate Change Theatre Action“ zahlreiche Autorinnen und Autoren von allen Kontinenten dazu aufgerufen, kurze Stücke für das Theater zu schreiben, die zwischen September und Dezember 2021 weltweit aufgeführt werden. In Graz treffen Stimmen aus Kanada, Chile und Hongkong auf Geschichten aus Kenia, Neuseeland und UK. Zehn Schauspielstudierende der Kunstuniversität Graz bilden einen Chor, der erkundet, wie wir einen globalen Green New Deal denken können. 

Die KUG im Schauspielhaus
Foto: Lupi Spuma

Salonkonzerte im Musikverein

Seit der Saison 2019/2020 öffnet der Musikverein Graz in Kooperation mit der KUG an vier Nachmittagen den historischen Blauen Salon (Zugang über die Feststiege, vis-à-vis Stefaniensaal) und lädt außergewöhnliche Musiker ein, einstündige Salonkonzerte zu gestalten. Bisher zu hören: Harfenistin Serafina Jaffé und der mittlerweile zum „great talent“ des Wiener Konzerthauses avancierte Geiger Yevgeny Chepovetsky, das Ali Asaad Quartet mit seinem orientalischen Instrumentarium, The Klezmer Brothers, Klarinettist Szilárd Benes und Akkordeon-Virtuose Nikolas Lazic, Duo Windspiel mit Anna Winter (Flöte/ Gesang) und Jonny Kölbl (Perkussion und Harmonika). Beim ersten Salonkonzert dieser Saison sind am 27. Oktober die PIAZZOLLA FIVERS mit „100 Jahre Astor Piazzolla“ und Werken von Astor Piazzolla, Diego Schissi, Julián Plaza und Horacio Salgán zu erleben. Die Piazzolla Fivers, ein Tangoquintett in Originalbesetzung, entführen auf eine Reise nach Argentinien und versprechen Emotion, Temperament und Leidenschaft des Tango Argentino, dargeboten von fünf jungen virtuosen Musikern.

Dynamic-Streaming beim musikprotokoll 2021

Das ORF musikprotokoll transformiert und erweitert auch in seiner 54. Ausgabe mit „nomadic sounds“ die Grenzen des Erlebens von Musik. Das Festival ist Bühne und Labor einer neuen Generation von Musikern und Komponisten, deren Arbeit sich im Verständnis von offenen Genregrenzen trifft und daraus ihre ästhetischen Strategien bezieht. In mehr als dreißig Ur- und österreichischen Erstaufführungen begeben sich Komponisten und Interpreten auf die nomadische Suche nach einem Dazwischen. Nationale und internationale Spitzenensembles, von denen viele heuer erstmals zu Gast sind, interpretieren diese neue Musik. Umrahmt wird diese musikprotokoll-Ausgabe von Lectures und Diskussionen vor Ort. Dokumentiert wird sie in zahlreichen Ö1-Sendungen und einem besonderen audiovisuellen Dynamic-Streaming, das vom Institut für Elektronische Musik und Akustik der Kunstuniversität Graz entwickelt wurde. Dabei werden die Kopfbewegungen der Zuhörer*innen in Echtzeit getrackt, so dass sich die räumliche Wiedergabe des Gehörten verändert – es entsteht ein verblüffend realitätsnahes Klangerlebnis. In Zusammenarbeit mit dem Institut für elektronische Musik und Akustik (IEM) der Kunstuniversität Graz werden die Konzert-Surroundaufnahmen des ORF als binaurale Audiofiles encodiert und online gestellt. Eine mit mehreren Kameras aufgenommene Bildspur ergänzt das akustische Geschehen. Mit Computer, Webcam und Kopfhörer kann jeder von zu Hause aus diese neue Art des Hörens einen Monat lang ausprobieren. Natürlich ist es weiterhin möglich, das gesamte Konzertangebot auch ohne Webcam über konventionelles Streaming zu erkunden. Ein musikprotokoll-Highlight auf Ö1 wird der Ö1 Klassik Treffpunkt sein, der am 9. Oktober ab 10.05 Uhr live aus Graz gesendet wird. Zu Gast im Studio ist neben der Komponistin und Medienkünstlerin Andrea Sodomka KUG-Rektor Georg Schulz.   

KUG-Musiker im Musikverein: die Piazzolla Fivers
Foto: Hans Peter Kapun

Schauspielhaus Graz: Once upon Tomorrow

Haus drei

Premiere: 29.9.2021, 20.30 Uhr

2.10.2021, 20 Uhr, 7. & 12.10.2021, 20.30 Uhr

Musikverein Graz: 1. Salonkonzert, 100 Jahre Astor Piazzolla

Congress Graz, Blauer Salon

27.10.2021, 15.30 Uhr

Piazzolla Fivers (Luka Lovrenović/Akkordeon, Renata Zima/Violine, Georg Wiedner/Klavier, Dominik Carević/Gitarre, Andreas Liebminger/Kontrabass)

ORF-musikprotokoll: nomadic sounds

on stage – on air – online

7.–10.10.2021, Graz

Weitere Musikprotokoll-Programme mit KUG-Bezug

Inversion 3: Speaking Surfaces

Natasha Barrett

7.–10.10.2021, 10–19 Uhr, MUMUTH

Die ortsspezifische Installation „Inversion 3: Speaking Surfaces“ ist Teil des Projekts „Reconfiguring the Landscape“. (Technische Zusammenarbeit mit Franz Zotter und dem Institut für Elektronische Musik und Akustik, IEM)

tingles & clicks /graz

Andrea Sodomka, Svetlana Maraš, Marco Donnarumma, Natasha Barrett, Karlheinz Essl, Martina Claussen, Iwakura-­Mohammadi-Rizzo-Strecker

7.–10.10.2021, 10–19 Uhr, MUMUTH

„tingles & clicks /graz“ geht den umgekehrten Weg: 2020 als Online-Arbeit konzipiert, wird das Projekt 2021 als interaktive Installation im Grazer MUMUTH realisiert. Hier stellt es mit Auftragsarbeiten, für die herausragende Musiker Klangumgebungen schaffen, die verlorene Körperlichkeit ins Zentrum. Eine Kooperation mit dem Institut für Elektronische Musik und Akustik der Kunstuniversität Graz – IEM. (IEM-Koordination: Robert Höldrich. Technische Entwicklung: Matthias Frank, Franz Zotter, Thomas Deppisch und Lukas Gölles.)

Ensemble for New Music Tallinn

Nina Fukuoka, Georg Friedrich Haas, Klaus Lang, Anna-Louise Walton, Arash Yazdani

8.10.2021, 21 Uhr, MUMUTH

Dabei dreht sich alles um „Mikrotonalität“ – ein erstaunlich sperriger Begriff dafür, dass letztlich alle Musik im Detail mikrotonal klingt. Aus dem Umfeld der New Yorker Columbia University stammen Komponisten, die unter dem Einfluss von Georg Friedrich Haas ein besonderes Sensorium für mikrotonale Klangstrukturen entwickelt haben. Und hier schließt sich auch ein musikprotokoll-Kreis: 1988 gestaltete Haas ein mikrotonales Festivalprogramm, 2021 kommen nun mehrere neue mikrotonale Auftragswerke zur Uraufführung.

Die Kompositionen von Nina Fukuoka, Georg Friedrich Haas und Anna-Louise Walton sind Auftragswerke des ORF musikprotokoll. Mit Unterstützung der Kunstuniversität Graz.

Nomadic Crossings Between Art and Research

Isabel Mundry, Natasha Barrett, Deniz Peters, …

7. & 8.10.2021, 16 Uhr, MUMUTH

In diesem als Teil des künstlerischen Forschungsfestivals ARTikulationen und in Zusammenarbeit mit dem musikprotokoll veranstalteten englischsprachigen Mini-Symposium treffen musikalisch Forschende – wie Natasha Barrett und Isabel Mundry – auf Musikforscher*innen, um von künstlerischen Forschungsreisen zu erzählen und über sie nachzudenken.

musikprotokoll.orf.at