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Kreative Farbtupfen für den öffentlichen Raum

Zinzendorfgasse Foto: Harry Schiffer

Es geht bei Design zwar nicht vorrangig um Behübschungen, dennoch braucht es hin und wieder auch originell-auffallende Interventionen im öffentlichen Raum. Einige Beispiele möchten wir hier vorstellen.

Text: WS

Sämtliche Bemühungen der City of Design Koordination im Rahmen der Mitgliedschaft im kreativen Städtenetzwerk der UNESCO zielen darauf ab, eine kreative Haltung in möglichst vielen städtischen (Gestaltungs-)Prozessen zu implementieren. Dabei bemühen sich alle Beteiligten nach Kräften, möglichst keinen oberflächlichen Behübschungsideen auf den Leim zu gehen. Neben all diesen strategischen Ausrichtungen braucht es aber natürlich hin und wieder auch kreative Farbtupfer.

In jüngster Zeit konnte die City of Design Koordination (COD) bei ein paar derartigen Projekten gleichsam Geburtshilfe leisten. Drei der im Rahmen des von der Creative Industries ­Styria  (CIS) veranstalteten Designmonat Graz 2021 gebauten Prototypen für Aufenthaltsmöbel im öffentlichen Raum (sogenannte Parklets) konnten in der Zinzendorfgasse aufgestellt werden. Sie bilden damit quasi den Probegalopp für die Umgestaltung dieser Gasse im Univiertel. Denn die Zinzendorfgasse soll zur Slow Street umgebaut werden. Eine entsprechende Planung wurde soeben von der städtischen Verkehrsplanungsabteilung gestartet, weswegen die Aufstellung dieser Prototypen durch das Straßenamt bewilligt werden konnte. Die Bewilligung gilt vorerst für knapp sechs Wochen. In dieser Zeit werden diese Sitzmöbel auch hinsichtlich ihrer Akzeptanz durch das „Stadtlabor“ evaluiert. All diese Erkenntnisse und Ergebnisse sollen und werden dann in weitere Stadtgestaltungsprojekte einfließen.

Wolfgang Skerget und Angelika Meister auf den neuen Sitzmöbeln im öffentlichen Raum in der Grazer Zinzendorfgasse
Foto: Harry Schiffer

Entwickelt wurde die drei Prototypen nach einem von der CIS durchgeführten Auswahlprozess von den Architekturbüros „Brauchst“, „WG3“ und „Tinchon“. Die Umsetzung erfolgte koordiniert durch den Holzcluster Steiermark, das Baumaterial – in diesem Fall Accoya-Holz – wurde von der Firma Hechenblaickner gesponsert. Accoya ist acetyliertes Holz, das sich durch besondere Haltbarkeit und Wetterfestigkeit auszeichnet.

Neben diesem ­Designmonatprojekt in der Zinzendorfgasse konnte die COD in einer Kooperation mit der Grünraumabteilung Sitzmöbel der Tiroler Firma Cubic für den Ortweinplatz ankaufen und aufstellen. Diese Firma hat auch die bekannten „Enzis“ im Wiener Museumsquartier entwickelt. Die neuen Möbel am Ortweinplatz sind Platzhalter für die bevorstehende Neugestaltung dieses Platzes, der neben den AnrainerInnen vor allem auch durch die Schülerinnen und Schüler der Modeschule genutzt wird. Nach dem Platzumbau werden die Möbel in den nächsten Grünraum, bei dem eine Neugestaltung ansteht, weiterwandern.

Modeschule Graz
Foto: Lex Karelly

Ein ähnliches Kooperationsprojekt wurde mittlerweile auch zwischen dem Stadtplanungsamt und der City of Design Koordination gestartet. Durch die COD wurden solche, vom Planungsamt ausgewählte Möbel für den Tummelplatz – bei dem auch ein Umbau bevorsteht – angekauft. Sie werden noch im Sommer aufgestellt und sind damit auch hier das Symbol, dass demnächst mit Umgestaltungsarbeiten begonnen wird. Neben den Hinweisen auf diese Farbtupfer soll an dieser Stelle aber auch an die erfolgreichen Neugestaltungen im öffentlichen Raum hingewiesen werden, die in letzter Zeit rea­lisiert wurden. Beispielhaft sei dabei der Bereich Landhausgasse, obere Schmiedgasse erwähnt, der mit der neuen Pflasterung und den Sitzbänken nicht nur optisch sehr gefällig ist, sondern auch sehr gut angenommen wird. Wie ja die Coronazeit überhaupt gezeigt hat, wie groß der Bedarf an Aufenthaltsflächen in der Stadt ist. Dass diese verstärkte Inanspruchnahme des öffentlichen Raums aber immer auch eine Herausforderung ist, zeigen die Probleme rund um den Kaiser-­Josef-Platz oder auch die teilweise überfüllten Parkanlagen. Solche Nutzungskonflikte sind in einer Stadt weder ungewöhnlich noch grundsätzlich schlecht, sie müssen nur klug gemanagt werden und es braucht eine Eigenschaft, die uns allen auch durch Corona wieder nähergebracht wurde: gegenseitige Rücksichtnahme und etwas weniger Egoismus. Das hilft ja in allen Lebensbereichen.