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Lost in Communication

Coronabedingt streamt das TiK ab Mitte Februar sein Stück „Alice in Crazyland“. Anfang März möchte man mit „Lost in Communication“ wieder vor Publikum auf der Bühne stehen. 

Im Rahmen seines Langzeitprojektes Flisar Complete, in dem das Grazer Theater im Keller sämtliche Stücke des zeitgenössischen slowenischen Erfolgsautors Evald Flisar spielen will, probte man im gegenwärtigen Lockdown Alice in Crazyland – in der Hoffnung auf eine Öffnung der Theater und eine Premiere des Stücks im Jänner. Doch die Vorhänge blieben zu und weil mit einer Aufführung vor Besuchern wohl noch nicht zu rechnen ist, wird das Stück in der Regie von TiK-Mastermind Alfred Haidacher ab Mitte Februar im Online-Stream gezeigt.

Eine verrückte Welt

Thematisch geht es darin um Alice. Ja, genau die, die damals ins Kaninchenloch gefallen ist, heute zwölf Jahre alt und so intelligent ist, dass sie mittlerweile drei Doktortitel hat. Als Assistentin ihres Onkels soll sie mit nach Trinidad und Tobago, wo dieser als berühmter Wirtschaftswissenschaftler helfen soll, das Land zu sanieren. Doch sie kommen dort nie an, denn ein Sturm weht die beiden auf eine unbekannte Insel, deren Bewohner alle natürlichen Ressourcen ausgebeutet haben und alles, was sie brauchen, aus Ton herstellen. Dieses Leben ist nur allzu zerbrechlich, denn da sich die wichtigsten Ton-Abbauminen unter der Hauptstadt befinden, droht bald ganz Toneronien, wie der Inselstaat heißt, einzustürzen. Ihre Ankunft kommt also gerade recht, der Onkel soll den Zusammenbruch verhindern, Alice zum jugendlich-frischen Gesicht der Regierungspropaganda werden. Erschwert wird dieses Vorhaben aber deutlich, da die jahrelange Unterdrückung und einseitige Ernährung tiefe Spuren in den Hirnen der Bevölkerung hinterlassen hat. Phänomene, die Flisar mit leichter Hand aufgreift und deren Parallelen zum krankhaften Narzissmus gegenwärtiger Staatslenker nicht von ungefähr kommen. Auch steigende Bürokratie und der Egoismus politischer Eliten, die versuchen, das Schlechteste im Menschen anzusprechen, werden thematisiert. Durch den märchenhaften Zugang werden aber die komplizierten Hintergedanken und die gesellschaftspolitische Basis für Erwachsene wie auch Kinder ab etwa acht Jahren leicht zugänglich gemacht.

Andreas Thaler: Lost in Communication

Das nächste Stück, welches am 6. März wieder vor physisch anwesenden Theaterbesuchern Premiere feiern soll, richtet sich ebenfalls an Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen und ist die Uraufführung eines im Auftrag des TiK entstandenen Textes von Andreas Thaler mit dem Titel Lost in Communication. Unter der Regie von Alexander Kropsch gehen Isabella Albrecht, Lucia Neuhold und Ninja Reichert darin Fragen nach wie: Warum kommt uns unser Leben oft vor wie eine Reihe von Missverständnissen und warum beherrscht uns das Unausgesprochene so sehr, wo man doch auch meinen könnte, wir sollten uns ganz ohne Worte verstehen können? Okay, wir alle sind einzigartig, und wir alle durchleben eine einzigartige Geschichte, aber wir fühlen doch alle die gleichen Gefühle wie Trauer, Ärger oder Freude. Sie zum Ausdruck zu bringen und anderen mitzuteilen ermöglicht, dass wir uns selbst auch manchmal im Anderen suchen und auch finden können. Wie das gelingt, oder wie uns das gerade nicht gelingt, damit setzt sich das Stück auseinander. Ein Sinnbild unseres Zusammenlebens, unserer Beziehungen, das sich stark zwischen den Worten bewegt und nach dem nicht Gesagten forscht. 

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