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herms FRITZ ist 80: Ein kreativer Genießer

Selbstportrait, aus herms FRITZ aktuellem Arbeitszyklus GESICHTER

Was kann man über einen reifen Geburtstags­jubilar Schöneres sagen, als dass er es versteht, sein Leben und berufliches Tun zu genießen. Ein Versuch einer Annäherung an einen Multi-Kreativen, der in vielen Genres prägend war und ist.

Wer nicht genießen kann, wird für seine Mitmenschen bald einmal ungenießbar. Diese ebenso simple wie richtige Annahme sieht jeder Mensch im Laufe des Lebens vielfach bestätigt. Auf den am 7. Jänner 1941 in Graz geborenen und in Geistthal aufgewachsenen Allround-Kreativen herms FRITZ trifft sie jedenfalls mit Sicherheit nicht zu. Denn genießen kann er. Diese Lust am Leben, am Entdecken, am Ausprobieren ist wohl auch die Quelle seines jahrzehntelangen kreativen Schaffens.

Die künstlerische Ausdrucksfähigkeit von herms FRITZ ist mannigfaltig. Er gilt unter anderem als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Plakatgestalter Österreichs

herms FRITZ war schon crossover, bevor es diesen Kategorisierungsbegriff überhaupt gab. Es war ja schon sein Bildungsweg crossover: Volksschule, Hauptschule, Gymnasium, Kunstgewerbeschule sorgten in Kombination mit der mit der Gesellenprüfung abgeschlossenen Schlosserlehre für ein offensichtlich lebenslang tragfähiges Fundament, das zwar vielfältigste Verästelungen des kreativen Ausdrucks ermöglichte, dabei aber immer für ausreichend Bodenhaftung sorgte. Typisch für ihn ist auch, dass er den Unterschied zwischen Kunst und  Design ignoriert. herms FRITZ: „Dadurch tun sich alle besonders schwer, mich einzuordnen.“

Was macht am meisten Spaß? Zeichnen? Malen? Musizieren?

herms FRITZ: „Wohl die Musik. Da bin ich Dilettant (also Liebhaber) und ein Erfolgserlebnis jagt das andere. In allen anderen Disziplinen habe ich, wie’s scheint, schon meinen Plafond erreicht. Da geht’s nur mehr in die Breite.“

herms FRITZ war in seinem bisherigen Leben fast alles, was man als Krea­tiver sein kann: Maler, Zeichner, Cartoonist, Art Director, Lehrender (HTL und FH), Dichter und nicht zuletzt auch Sprechsänger und Musiker der schrägen Band „krahfeda“.

Wie wechseln Sie zwischen den Genres? Nach Plan? Nach Laune?

herms FRITZ: „Völlig ad libitum, wie’s gerade kommt.“

Das bildnerische Werk von herms FRITZ spiegelt die ganze Bandbreite und Fülle ihres Schöpfers. Wenn man herms FRITZ aber nicht kennt – was für kulturaffine Menschen in Graz und der Steiermark nahezu ausgeschlossen werden kann – und sich ihm nähern möchte, sind seine Wortdichtungen ein zu empfehlender Einstieg. Die Texte in Bia & Marülln oder Faust & Fäustling, um zwei zu nennen, sind provokant, ironisch, deftig, manchmal auch zynisch, aber immer auch witzig und: in der Grundmelodie liebevoll. Ein Genießer muss, auch wenn er vieles kritisch und derb benennt, einen grundsätzlich liebevollen Blick auf das Leben haben, nur so bleibt man wohl unverbittert – und das ist herms FRITZ, der als Lehrender einige Generationen an (vor allem grafisch) Kreativen nachhaltig geprägt hat, mit Sicherheit geblieben. Davon kann man sich im persönlichen Gespräch nach kurzer Zeit überzeugen, auch wenn der erste Eindruck, dominiert durch immer markante Brillenfassungen auf einem eindrucksvollen Charakterkopf, womöglich eher etwas Mürrisches zu vermitteln scheint; aber schon nach wenigen Minuten erkennt man den hinterlistigen Witz, der jedes Gespräch mit dem künstlerischen Allrounder zur Bereicherung macht.

Herms Fritz

Was war Ihr bisher größter Erfolg? Worauf sind Sie besonders stolz?

herms FRITZ: „Der muss noch kommen, der große Erfolg, und auf den werde ich dann mächtig stolz sein.“

Aber herms FRITZ hat nicht nur viele Kunstschaffende in ihrer ­Entwicklung begleitet und sie mit seinem klaren und manchmal auch harten Urteil über echte und vorgetäuschte Qualität geprägt, er ist in seinem Schaffen auch ein wunderbares Beispiel des Übergangs von analog zu digital. Es spricht für ihn, dass er sich den neuen technologischen Möglichkeiten nicht verschlossen hat, sondern sie sich mit jugendlich-neugierigem Interesse erobert hat. Seine großflächigen digitalen Grafiken zeigen kraftvolle, farbenfrohe Bildwelten, die je nach Entfernung des Betrachters unterschiedliche Schichten/Ebenen  erkennen lassen. Vielleicht sind sie damit ein guter Spiegel ihres Erzeugers: vielfältig, tiefgründig, sanft, derb, verspielt. Ein Original eben.  

Was ist das aktuelle Kunst-Projekt?

herms FRITZ: „Ich vertreib mir die Corona-Zeit mit der Schaffung A4- großer, dünner Broschüren. Bild-/Text-Gestaltung, Zyklen zu unterschiedlichen Themen. Meistens hab ich aber mehrere Projekte gleichzeitig laufen.“