Start Featureshome Transmission in der Galerie Schnitzler & Lindsberger

Transmission in der Galerie Schnitzler & Lindsberger

Die sorgfältig kuratierte Gruppenausstellung „Transmission“ in der Galerie von Schnitzler & Lindsberger erlaubt ab Anfang September Einblick in das Treiben der heimische Kunstszene.

Text: Lydia Bißmann

Elf Künstler zeigen ihre Werke ab 4. September in der sehr jungen Galerie für zeitgenössische Kunst von Schnitzler & Lindsberger in der Rechbauerstraße. Kuratiert wurde die Ausstellung von Andreas Heller, der über acht Jahre lang im Forum Stadtpark für den Bereich bildende Kunst zuständig war und dessen Werke ebenfalls gezeigt werden. Die Besucher erwarten hier völlig unterschiedliche Materialien und Zugänge, die aber alle eines gemeinsam haben. Sie machen Schluss mit einer einzigen linearen Erzählung durch die Kunst und bringen in „fruchtbaren Augenblicken“ das Gedankenkarussell im Kopf des Betrachters in Schwung. Eine sehr wichtige Aufgabe bekommt dabei das Material oder die Textur der Objekte zugeschrieben. Es gibt keine vorgefertigten Philosophien, Motive oder bekannte Szenerien am Silbertablett serviert – die Betrachter müssen in dieser „sehr zeitgenössischen“ Schau selbst mitdenken und ihre eigenen Biografien und Erfahrungssammelsurien im Kopf bedienen. Das klingt verkopft, ist aber genau das Gegenteil davon. Es ist fesselnd, aufregend, macht Spaß und vor allem Lust auf mehr.

Christoph Grill. „Al-Iksir“, 2019

Neben Installationen, Bildern und Skulpturen finden sich bei Transmission auch die Kreationen der Schmuckkünstlerin Barbara Edlinger. Sie hat als Trägermaterial für ihre Artefakte Gold verwendet, das aus der Mur gewaschen wurde. Wer weiß schon, dass der Stadtfluss ein Edelmetall in sich birgt und sogar so viel, dass man daraus Schmuck fertigen kann? Erdig ist auch die Wahl des Ausgangsmaterials von Martin Chramosta für seine Objekte, die aus Ton geformte „Hüpfburgen“ darstellen. Was sonst überdimensional, elastisch und massiven Belastungen ausgesetzt ist, zeigt sich hier sehr minimiert, spröde und verletzlich. Der Beitrag von Christoph Grill spielt ebenfalls mit ­Wahrnehmung und Sehgewohnheiten. Al-Iksir mutet wie ein sorgfältig konzipiertes Schüttbild an, ist aber tatsächlich im Laufe der Jahre in einer Sperrmüllkoje am Sturzplatz entstanden. Er hat die Fläche, auf der Tonnen von nicht mehr gewollten Möbeln ihre Kratzer und Spuren im Lack hinterlassen haben, abfotografiert und lässt sie nun an der Wand ihre Geschichte zu Überfluss, Trennung und Wegwerfgesellschaft erzählen. Eine Geschichte, die bei jedem Betrachter anders ausfällt, wie das Objekt von Niki Schuiki. Auf einer schlichten Glasplatte ist der Satz „My Shadow is the absence of light on your body“ eingraviert, der erst durch eine Lichtquelle an der Wand zu lesen ist. Eine Botschaft, die mit der Zeit auch unter die Haut gehen kann und mehr anzubieten hat als die Kühle, Glätte und Makellosigkeit, die das Objekt auf den ersten Blick auszustrahlen scheint.

Heribert Friedl, „Die Digitalisierung“, 2020

Mit völlig anderen sinnlichen Eindrücken arbeitet Heribert Friedl, der in seinem Bild den Geruchsverlust in der digitalen Welt ankreidet. ­Friedel ist auch als Geruchskünstler bekannt, der gerne tatsächlich Duft oder Gestank an seinen Arbeiten anbringt, der dann durch Reiben erlebt werden kann. Zart ausgeführte Finger, die typischen Protagonisten von Smartphone, Tablet und Co., bringen hier in Begleitung von verwaschenen Blumen und Text ihr Bedauern über das Fehlen von Geruch in der digitalisierten Welt zum Ausdruck.

Die Ausstellung verspricht einen profunden, gut durchdachten Einblick in die aktuelle Szene der zeitgenössischen Kunst und macht auch Lust, den einen oder anderen „Schatz” mit nach Hause zu nehmen.      

Nina Schuiki, „my shadow is the absence of light“, 2017

„Transmission“ , Gruppenausstellung

Künstlerinnen und Künstler:

Dimitra Charamandas (CH / GRC), Martin Chramosta (CH), Jennifer Eckert (D), Karin Fisslthaler (A), Barbara Edlinger (A), Heribert Friedl (A), Christoph Grill (A), Andreas Heller (A), David Reumüller (A), Nina Schuiki (D / A), Christoph Srb (A).

Kuratiert von Andreas Heller

Galerie Schnitzler & Lindsberger
Rechbauerstraße 21, 8010 Graz

Eröffnung: 3.9.2020, 17–22 Uhr

Ausstellungsdauer bis 24.10.2020

Öffnungszeiten: Do, Fr, 15–18 Uhr, sowie nach Vereinbarung

Galerie Schnitzler & Lindsberger