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Sich wie neugeboren fühlen in Rovinj

Sie gilt als die schönste Stadt Istriens, entdeckt seit kurzem ihre Qualitäten als Luxus-­Kurort und punktet nicht zuletzt als Gourmetziel: Rovinj.

Text: Stefan Zavernik

Wer von den engen, malerischen Gassen der Altstadt den Campanile erspäht und dabei das Gefühl bekommt, letzten Endes nicht in Kroatien, sondern in Italien gelandet zu sein, liegt gar nicht einmal so falsch. Rovinj zählte im Mittelalter einst zu Venedig und hat sich viel vom architektonischen Charme dieser Zeit erhalten. Die Venezianer waren aber nicht die Einzigen, die diesen wunderbaren Ort in den vergangenen Jahrhunderten geprägt haben. Auch die Römer und die Byzantiner waren hier, Napoleon und auch Kaiser Franz Joseph. Vor dem Zweiten Weltkrieg war Rovinj Teil Italiens, danach fiel es an Jugoslawien. Erst seit 1991 gehört die Region zu Kroa­tien. Wahrscheinlich hat auch diese bewegte Geschichte der Stadt ihr spezielles Lebensgefühl verliehen. Die Lage der Altstadt mit all ihren kleinen, bunten ­Häusern ist spektakulär. Sie liegt auf einer hügeligen Halbinsel im Meer, vor langer Zeit war sie nur über eine Brücke mit dem Festland verbunden. Auch die kilometerlange Uferpromenade ist ein Highlight.

Das Grand Park Hotel im neuen Jachthafen

Die Vision des Herrn Hütterott

Als Urlaubsdestination wurde Rovinj Ende des 19. Jahrhunderts von einem österreichischen Industriellen mit dem Namen Georg Hütterott entdeckt. Er erkannte in der Gegend die passenden Voraussetzungen, um seinen Traum eines maritimen Kurorts zu erschaffen. Seine Idee war allerdings keine Stätte für bereits erkrankte Menschen, sondern vielmehr ein malerischer Erholungsraum für gestresste Städter, die fernab der urbanen Hektik in der mediterranen Ruhe Kraft tanken würden. Der Visionär kaufte vier Inseln des Archipels und zahlreiche Grundstücke rund um das heutige Goldene Kap, knapp zwei Kilometer südlich von Rovinjs Altstadt. Geplant hatte er alles im großen Stil, es sollte eigens errichtete Hotels, Villen und Badestrände geben und als Herzstück einen kolossalen Naturpark.

Visionär Georg Hütterott

Das Großprojekt trug den Titel „Cap Aureo“, wurde aber letzten Endes niemals fertiggestellt. Hütterott verstarb unerwartet in seinen besten Jahren, sein Erbe ist dennoch maßgebend geblieben: eine Gegend, die heute ein Naturschutzgebiet ist und für ihre Schönheit weit über ihre Grenzen berühmt ist. Noch bevor er mit dem Bau der ersten Hotels begonnen hatte, ließ er eigene Spazierwege und Uferpromenaden errichten, die bis heute erhalten und nutzbar sind. Und die ohnehin schon üppige Vegetation in den Wäldern des Caps bepflanzte er mit weiteren mediterranen und exotischen Gewächsen, die bis dahin in der lokalen Flora nicht vorkamen. Auch Hütterotts Visionen sind bis heute präsent und prägen Rovinj weiterhin. Mit dem Grand Park Hotel betreibt die Maistra Gruppe seit 2019 ein Luxushotel im High-End-Segment, das viele seiner wesentlichen Ideen aufgreift. Seine Gäste sollen sich nach ihrem Aufenthalt wie neu geboren fühlen. Die wohltuende Wirkung der Natur auf den Menschen spielt dabei eine ebenso zentrale Rolle wie die Schönheit der Gegend.

Rovinjs neues Grand Hotel

Rovinj nimmt mit seiner Hotellerie in Istrien eine Vorreiterrolle ein. Hinter den exklusivsten Hotels wie etwa dem Lone, dem Monte Mulini oder dem Hotel Adriatic, steht die Maistra Gruppe. Ihr neuestes Haus, das Grand Park Hotel, wurde 2019 eröffnet und sollte als Luxushotel in Istrien neue Standards setzen. Dieses Vorhaben ist ansatzlos gelungen, bereits mit dem Tag seiner Eröffnung zählte es offiziell zu den Leading Hotels of the World. Konzipiert wurde das Schmuckstück als ein durchdachtes Gesamtkunstwerk voller Geschichten, das die Quintessenz von Rovinj zum Ausdruck bringen will. Seine Architektur verschmilzt zum Teil spektakulär mit der Natur. Das Hotel liegt im neuen Jachthafen und wurde terrassenförmig in den dort gelegenen Hang hineingesetzt, seine unzähligen Dachflächen sind mit gigantischen Kräutergärten bepflanzt.

Gäste des Grand Park Hotels bekommen Rovinj am Silbertablett serviert

Sie tragen nicht nur optisch zur Ausnahmeerscheinung des Baus bei, sondern sind auch olfaktorisch eine Bereicherung für jeden Gast. Trotz der Größe des Hotels schmiegt sich das Gebäude dezent seiner Umgebung an. Riesige Fensterfronten holen die Natur in die Innenräume. Auf der einen Seite fesselt das satte Grüne des Parks die Blicke der Hotelgäste, auf der anderen der atemberaubende Ausblick auf die Altstadt. Auch die Innenausstattung zählt mit zum Besten, was aktuell in der internationalen Top-Hotellerie als State of the Art gilt. Von der Bettwäsche angefangen über den mondänen Einrichtungsstil der Zimmer bis hin zum Duft, der überall im Haus in der Luft liegt. Geplant und umgesetzt wurde das Interieur vom Mailänder Designer Piero Lissoni. Auf der letzten Etage des Hotels befindet sich der riesige Spa-Bereich mit spektakulärer Sonnen­terasse, die grandiose Aussichten auf das offene Meer und die Altstadt bietet.

Essen in Rovinj

In zahlreichen Konobas und Restaurants punkten Köche mit dem, was die Region kulinarisch ausmacht: mit traumhaftem Olivenöl, frischen Fischen, zartem Boskarin-Rind und istrischen Trüffeln. Gekocht wird meist nach alten Rezepten auf offenen Feuerstellen, die einzelnen Produkte sprechen für sich. Ein Restaurant, um Rovinjs Altstadt von seiner schönsten Seite zu erleben, ist das „La Puntulina“. Das Lokal liegt direkt an den Klippen der Altstadt und eröffnet seinen Gästen wunderbare Aussichten. Zum einen aufs offene Meer, zum anderen auf raffiniert istrische Küche mit italienischem Akzent.

La Puntalina

Ein Sonnenuntergang während eines Abendessens hier sollte bei jedem Rovinj-Besuch fix eingeplant werden. Frankophil geht es in der Brasserie Adriatic im Hafen zu. Hier verfolgt man das Konzept einer Brasserie und verknüpft regionale Produkte mit französischen Zubereitungstechniken. Auch bei den rohen Fischgerichten spielt das Restaurant seine ganze Klasse aus, wie etwa bei den fangfrischen rohen Scampi. Wer in Rovinj wie ein Ansässiger genießen möchte, kommt um den Besuch in der Konoba Jure nicht herum. Hier geht es nicht um die perfekte Aussicht oder die Atmosphäre der Altstadt, sondern nur ums Essen. Die Institution in einer Wohngegend außerhalb des Zentrums genießt bei Einheimischen einen nahezu legendären Ruf.

Konoba Jure

Restaurant Cap Aureo

Mit seinem Signature-Restaurant, dem „Cap Aureo“ geht man gastronomisch im Grand Park Hotel komplett neue Wege und verschreibt sich in einer Gegend, die für ihre traditionelle Fischküche berühmt ist, modernen vegetarischen Genüssen. Das Konzept des Restaurants ist in gewisser Weise eine Reminiszenz an Georg Hütterotts unverwirklichtes, gleichnamiges Großprojektes „Cap Aureo“. Die Natur mit ihrer gesundheitsfördernden Vegetation steht im Mittelpunkt. In megacleaner Atmosphäre lässt Küchenchef Jeffrey Vella raffinierte Gerichte servieren, bei denen dem Gemüse die Hauptrolle am Teller zukommt und eine im Ganzen zubereitete rote Rübe schon einmal einem perfekten Fischfilet die Show stiehlt. Alle Kräuter, die in der Küche zum Einsatz kommen, stammen aus den hoteleigenen Kräutergärten.

Cap Aurea

Jedes Gericht wird für den Gast zu einem Spiel der Texturen und verblüfft mit aromatischer Vielschichtigkeit. Ein Essen im Cap Aureo funktioniert immer als mehrgängiges Menü, das aus bis zu 20 einzelnen Gängen bestehen kann. Die einzelnen Gerichte erscheinen auf den ersten Blick zierlich, überraschen dann aber mit grandioser Tiefgründigkeit. Ihre Leichtigkeit macht es dem Gast kinderleicht, ein 8-gängiges Abendmahl zu verzehren, ohne sich dabei nur im Geringsten überladen zu fühlen. Danach ist auch das Signature-Menü mit 20 Gängen ohne viel Fantasie vorstellbar, alleinig Zeit sollte man genügend für dieses gourmandeske Vorhaben einkalkulieren. Zu den Klassikern des noch jungen Restaurants zählt etwa das Gericht „Cauli­flower“.

Hier trifft Karfiol auf Ziegenfrischkäse, Karamellaromen und frische Trüffeln. Oder eine maritime Version des römischen Kultgerichtes „Caccio e Pepe“. Als Pasta-­Element verwendet Vella hier butterzarten Tintenfisch, um den sich eine Crème aus Peccorino schmiegt. Dazu gibt es Scampi und hauchdünn geraspelten Bottarga. Zu einem Vergnügen wird auch der weiße Spargel mit Osietra-Kaviar. Ergänzt wird diese Art von Küche durch ein nicht minder spannendes Weinsortiment. Gut möglich, dass Rovinj in näherer Zukunft neben dem Restaurant Monte über eine zweite Adresse verfügt, die mit Sternen von Michelin geadelt wird. Georg Hütterott wäre über die Entwicklung sicher hocherfreut.  

Brasserie Adriatic