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Violetta Ehnsperg – „Wishing Well“

Violetta Ehnsperg, "In meiner Welt"

„Wishing Well“ ist das Titelmotiv der ersten Einzelausstellung der in Graz geborenen Künstlerin Violetta Ehnsperg. Mit aufregender Farbe und sicherer Komposition nähert sie sich in der Schau in Velden am Wörthersee dem vormals Nicht-Sichtbaren, dem Inneren, dem Empfinden an und eröffnet mit ihrer Kunst Farbräume, in denen die eigenen Wünsche (wieder)entdeckt werden können.

Text: Paul Brettschuh

Violetta Ehnsperg, geboren 1991 in Graz, studiert Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Die hier gezeigten Positionen der Künstlerin umfassen Malerei, Plastik und Skulptur, die Kunst endet nicht in ihrer jeweils singulären Erscheinungsform, sondern entfaltet sich im Zusammenspiel mit der Gesamtheit der ausgestellten Arbeiten.

Violetta Ehnsperg, „Moglis Tree“

So finden sich beispielsweise Motive der Malerei im jeweils Inneren der gezeigten Tempelschreine, die Formensprache der Bilder setzt sich in den Skulpturen fort, so entsteht ein zusammenhängender Kosmos, und es entsteht eine neue, eigene Welt, die die  thailändischen Wurzeln der Künstlerin erahnen lässt.

Violetta Ehnsperg, „Immer fröhlich weiter“

Die abstrakten klein- bis mittelformatigen Bilder zeugen von erstaunlicher Kompositionsgabe. Form findet hier Entsprechung in Farbe und ihrer jeweils präzise zugemessenen Fläche. Ehnsperg bedient sich einer eindrücklichen Formensprache, die sich dem Betrachter tief einprägt. Das nicht auf den ersten Blick. Die dem Auge gefälligen Farben und die sich in Grundzügen wiederholenden Muster scheinen zunächst mehr dekorativ als tiefgründig. Wer aber etwas von der Sache versteht und tiefer zu sehen vermag, der wird nach aufmerksamem Studium des hier ausgestellten Werkes bald merken, das hier etwas vor sich geht das tatsächlich tiefer wurzelt. Die abstrakte Malerei legt Zeuge von einem echten Ringen nach gelungener Form ab. Jedes Bild stellt einen Anlauf dar, der mehr oder weniger – aber oft genug – den Punkt trifft.

Violetta Ehnsperg, „Shrinefortheunknownhouseghost“

Selbes gilt von den Plastiken, die auch mehr sind als „bloß schön“ zu sein: Auch hier dominieren dieselben unaufdringlichen Farben, doch kommt hier noch die räumliche Dimension hinzu und die Magie entfaltet sich: Man fühlt sich plötzlich angezogen, ja heimisch in dieser Welt, deren Reizen man sich nach längerem Verweilen zunehmend schwerer entziehen kann. Neben abstrakter Malerei und Kleinplastiken aus Keramik finden sich auch zwei kleine Tempel. Diese Schreine sind verortete Sehnsucht und gleichzeitig Schauplatz ihrer Erfüllung. Sie lassen sich geistig und visuell betreten, es sind, aus Sicht der Künstlerin „schönstmögliche Schutzhäuser“, Tore in ein Paralleluniversum in dem sich Kunst, Geborgenheit und Identität vereinen.

Violetta Ehnsperg, „Klonko Radeinik“

„Wishing Well“ hat in diesem Zusammenhang mehrere Auslegungsmöglichkeiten: Zum einen ist es ein Segensspruch, zum anderen referenziert der Titel der Ausstellung auf das mythologische Motiv des Wunschbrunnens – wer hier aus seinem Inneren einen Wunsch tut, dem kann er erfüllt werden.

Wer also den Weg nach Velden findet und ihrer Einladung Folge leistet, dem eröffnet sich möglicherweise ein Zugang zu ihrer von Sehnsucht getragenen, bunten Welt die ernsthafter nicht sein könnte. Die Galerie3 ist seit 24 Jahren eine der wichtigsten Adressen für Kunstgeschehen in Kärnten und darüber hinaus. Die Galerie für zeitgenössische Kunst, die seit Kurzem in 2. Generation von Lena Freimüller geführt wird, befindet sich in der Fußgängerzone im Herzen der Altstadt von Klagenfurt. Seit 2019 hat die Galerie3 eine weitere Niederlassung in Velden am Wörthersee, wo auch die Einzelausstellung von Violetta Ehnsperg stattfindet.

Ausstellung von Violetta Ehnsperg in der Galerie 3 / Kunstraum Velden
Foto: Johannes Puch

Zu sehen bis 28.6. in der Galerie3, Klagenfurter Straße 14, 9212 Velden am Wörthersee

www.galerie3.com